13.04.2017

Seelenpilgern

Es ist alles auf 'n Weg. Ich bin noch nicht angekommen, es ist noch nicht konkret. Ich kann weder Namen nennen oder die Landschaft außen herum skizzieren noch ein gedrucktes Buch in den Händen halten, das mein Ziel vollständig beschreibt. Doch es wächst alles – in mir. In mir ist eine Landkarte, die ich selbst nur für den nächsten Schritt weit kenne. Und irgendwann – „irgendwann Baby, think of all the stories that we could have told.“, summt es in meinem Herzen. (Refrain Reckoning von Asaf Avidan & The Mojos: https://youtu.be/dsAFJIGvbU8)

Es ist der Weg, es kann nicht das Ziel sein. Ich habe Ideen vom Ziel – so was wie Fotos, Erzählungen, vielleicht Postkarten in meiner Vision – doch den Weg dahin kenne ich noch nicht. All die unruhigen Nächte, die hässlich umsäumten Wege sind nur Teile der Reise. Sie sind genauso schnell passiert wie gekommen, in Erinnerung bleiben eher die schönen Erlebnisse.
Doch was stellt man sich vom Erreichen des Ziels vor, wenn man die letzte Etappe noch nicht kennt, weil noch nie jemand da war und davon berichten kann? Wie glaubt man immer weiter an sein urinnerstes Ziel, wenn man sich so weit weg fühlt und keine Ahnung hat, wie weit es noch sein mag. Wie hält man allen Zwischenstopps stand, nicht am wohligen Feuer sesshaft zu werden sondern letztendlich weiter an sein Ziel zu reisen?

Ist es nicht so, dass wir einen inneren Kompass haben, der immer wieder unruhig wird, wenn er weiß, es geht weiter? Ist es nicht auch so, dass wir gerne zwischendurch länger an einem Punkt rasten dürfen, um es uns wohl ergehen zu lassen? Neu auftanken, den mageren Körper wie die hagere Seele nähren dürfen mit Liebe, Freundlichkeit, Lachen und Vertrautheit. All dies dürfen wir annehmen, denn wir alle sind auf unserm ureigenen Weg. Begegnen uns, lieben uns, nähren uns gegenseitig, ziehen weiter, treffen Vertraute wie unbekannte, neue Freunde und Freude wieder.

Und vielleicht ist es eines Tages sogar so, dass wir diesen Weg nie mehr missen möchten, weil wir erkennen, dass all diese schönen wie - sagen wir - lehrreichen Erlebnisse Teil unseres Ziels sind. Das Ziel erst zu dem wunderbaren geformt haben werden, was es sonst nie geworden wäre. Ist letztendlich doch der Weg das Ziel eines jeden?

Eines Tages, Baby, we would have told.

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